Eine starke Velo-Offensive für den Kanton Bern!

Velobahn in Eindhoven

Der Regierungsrat des Kantons Bern beantwortet die Motion Kantonale Velo-Offensive II: Mit der Schliessung von Netzlücken und der Schaffung von Velovorrangrouten rascher vorwärts machen! grundsätzlich positiv und erkennt den Handlungsbedarf. Wo aber bleibt die Tatkraft und Entschlossenheit, diesen riesigen Aufholbedarf im Kanton Bern anzupacken?

Pro Velo Kanton Bern begrüsst die grundsätzlich zustimmende Haltung des Regierungsrats zur vorliegenden Motion von Bruno Vanoni und Miturheber_innen aus acht Parteien. Pro Velo Kanton Bern freut sich zudem über die bereits gestarteten Arbeiten zu den Velo-Vorrangrouten.

Wenn der Kanton in der Antwort die Gesamtmobilitätsstrategie von 2008 erwähnt, dann wird aber auch klar, dass der bisherige Einsatz nicht ausreicht. Eine attraktive, flächendeckende Velo-Infrastruktur zeichnet sich im Kanton Bern – zwölf Jahre nach der Verabschiedung der Gesamtmobilitätsstrategie – in keiner Art und Weise ab und auch die Mittel, die zur Verfügung stehen, lassen nicht auf eine baldige Veränderung hoffen.

Riesiger Aufholbedarf

Es ist an der Zeit, dass der riesige Aufholbedarf im Bereich des Veloverkehrs im Kanton Bern angegangen wird. Netzlücken – Stellen, an denen sich Velofahrende unkomfortabel fühlen – zerstören ansonsten funktionierende Verbindungen und halten viele Menschen vom Velofahren ab. Deswegen ist es zwingend, dass geprüft wird, wo rasch und günstig umsetzbare Lösungen möglich sind. Es müssen aber auch separate Projekte ausgelöst werden. Viele Eingaben haben es gar nicht in den Sachplan geschafft, mit der Begründung, sie würden nicht «extrem stark von der Velonutzung abhalten». Der Sanierungsbedarf bei den im Sachplan aufgeführten Projekten ist also dringend und stellt das Minimum dar. «Es kann nicht sein, dass  Velofahrende 40 Jahre auf eine ausreichend gute Velo-Infrastruktur warten müssen», argumentiert Natalie Imboden, Vorstandsmitglied von Pro Velo Kanton Bern.Da Zeitpläne für die Vorrangrouten bereits vorliegen, sollen diese auch kommuniziert werden. Die Antwort des Regierungsrates macht den Eindruck, dass der Kanton gerne in seinem Langsamverkehrs-Tempo weiterfahren und an möglichst wenig Verbindlichem gemessen werden möchte. Die Velo-Offensive in der Stadt Bern zeigt aber, dass es messbare und ehrgeizige Ziel braucht, wenn die Zustände für die aktive Mobilität substanziell verbessert werden sollen.Mehr Tempo für den Ausbau der Velo-Infrastruktur wird nicht ohne personelle und finanzielle Mittel möglich sein. Es ist an der Zeit, dass diese Mittel im Einklang mit der Gesamtmobilitätsstrategie und mit der „Erklärung zur Klimapolitik“ eingesetzt werden. Investitionen in den Veloverkehr sind verglichen mit anderen Verkehrsinfrastrukturprojekten weniger kostenintensiv, zeigen aber grosse Wirkung. Deshalb sind solche auch für einen Kanton in einem finanzpolitisch schwierigen Kontext attraktiv.Die Corona-Krise zeigt ein zusätzliches Potenzial des Velos auf: Velofahren ist nicht nur eine klimafreundliche und platzsparende Art der Fortbewegung, sondern ebenfalls eine, bei der die Abstandsregeln eingehalten werden können und die dabei erst noch die Gesundheit stärkt.